Kreisverband Potsdam der Garten- und Siedlerfreunde e.V.
Verfasst am 07.07.2023 um 11:34 Uhr

Auf Schutt gebaut und aufgeblüht

Fotos: privat/Anja Rütenik

Die Kleingartenanlage "Nuthe-Stern“ feiert in diesem Jahr ihr vierzig jähriges Bestehen. Auf den Trümmern der zerbombten Altstadt errichtet, gärtnern hier rund 150 Menschen.

Es ist eine ganz besondere Verbindung, die viele der Laubenpieper vom Verein "Nuthe-Stern" zu ihrer Anlage haben. Denn vor vierzig Jahren haben sie mit eigener Hände Arbeit das Areal beräumt und urbar gemacht. Wo heute meterhohe Kirschbäume stehen und Vögel ihr Lied trällern, war einst eine Bauschuttkippe. Die Trümmer der zerbombten Altstadt seien hier nach dem Krieg abgeladen worden, schrieben die PNN einmal.


84 Gärten und rund 150 Mitglieder gibt es hier. Die Wege sind nach Singvogelarten benannt: Einen Amselweg gibt es ebenso wie einen Lerchen- und einen Drosselweg. In letzterem befindet sich der Garten von Siegfried Grabs. Er hat die Sparte einst mit aufgebaut und ist seit Anfang 2020 Vorsitzender des Vereins.

Von der Kippe zur grünen Oase: Die Gartenkolonie "Nuthe-Stern“.

"Jedes bisschen Erde, das hierliegt, haben wir selbst raufgekippt", erzählt der 72-Jährige. In Eigenleistung wurden ab 1983die Wetzlarer Kippe vom Schutt beräumt, Gräben für Leitungen und Elektrokabel gegraben und schließlich Lauben gebaut. 


Mehr als 300 Stunden Arbeit habe so mancher jährlich geleistet, erinnert sich Siegfried Grabs. "Meine Frau hat dann mit meiner Tochter im Kinderwagen Essen vorbeigebracht." Gemeinsam errichteten die Mitglieder einen eigenen Brunnen, einen gemeinschaftlichen Abwasser- sowie Elektroanschluss samt Trafohäuschen.


Zunächst war die Gartenkolonie eine Wochenendsiedlersparte. Nach der Wende, als sie von "Am Stern“ in „Nuthe-Stern“ umbenannt wurde und sich der gleichnamige Verein gründete, wurde sie in eine Kleingartenanlage umgewandelt. Von da an mussten die Gärtner sich an die Drittelregelung halten und strengere Vorgaben beachten. Für den Potsdamer war der Garten stets ein Ruhepol: Damals, wenn er als Projektingenieur von Baustelle zu Baustelle gefahren ist, hat er hier oft einen Stopp eingelegt, um sich ein halbes Stündchen auszuruhen.


Zu tun gibt es immer etwas in der Kleingartenanlage "Nuthe Stern“. Wenn aufgrund des schütteren Untergrunds mal wieder eine Leitung schlapp macht, wird sie gleich erneuert. Auch die Abwasser- und Elektroinstallationen sind in die Jahre gekommen und werden sukzessive überholt.

Von Anfang an dabei: Siegfried Grabs (links) und Bernd Sensenhauer.


Zeit zum Genießen bleibt natürlich trotzdem. "Mein Highlight ist, wenn hier alles blüht", sagt Bernd Sensenhauer, der ebenfalls von Anfang an einen Garten an der Wetzlarer Straße hat. 


Damit meint er nicht nur die schön gepflegten Gärten, sondern auch die japanischen Kirschbäume, die im Frühling den Eingang zum "Nuthe-Stern" in ein Blütenmeer tauchen. 


Gestiftet hat sie vor 18 Jahren ein Japaner, der Potsdam eng verbunden war. Sogar eine "Dorfwiese" gibt es auf dem Gelände, mit einem Infokasten und einer Bank unter einem Schatten spendenden Baum. "Hier machen wir seit der Pandemie unsere Versammlungen", erzählt Siegfried Grabs.


Siegfried Grabs um 1985/86 in seinem Garten. 

Der älteste aktive Gärtner der Kolonie ist stolze 90 Jahre alt. Inzwischen lichten sich die Reihen der Mitglieder, die von Anfang an dabei sind. Nun übernehmen oft junge Familien die Parzellen. Ein bisschen mehr Engagement von den jungen Leuten wünschen sich Siegfried Grabs und Bernd Sensenhauer. "Der Zusammenhalt war früher größer", finden sie.


Gelegenheit zum Kontakteknüpfen und Anpacken gibt es jedenfalls bald. Am 8. Juli steigt zum 40. ein Jubiläums-Gartenfest. Mit Kaffee und Kuchen und natürlich Gegrilltem.  Nach drei Jahren Pandemie wird in der Gartenkolonie "Nuthe-Stern" dann endlich wieder gefeiert – ganz generationen-übergreifend. "Wir werden hoffentlich wieder richtig Fete machen", freut sich der Vereinsvorsitzende.