Kreisverband Potsdam der Garten- und Siedlerfreunde e.V.
Verfasst am 06.07.2021 um 12:00 Uhr

Stieglitz ist Gartentier des Jahres

Foto: Dr. Hannes Petrischak


Der Konkurrenz davongeflogen: Mit 27 Prozent aller Stimmen gewinnt der Vogel die Publikumswahl der Heinz Sielmann Stiftung. Über 7.200 Naturinteressierte haben in diesem Jahr an der Abstimmung im Internet teilgenommen.


Mit der Aktion will die Heinz Sielmann Stiftung auf den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen. Der Stieglitz (Carduelis carduelis) lag klar vor den anderen Kandidaten. Den zweiten Platz belegte mit 20 Prozent der Stimmen der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata), dicht gefolgt vom Maulwurf (Talpa europaea), der 16 Prozent der Stimmen erhielt.


Der Stieglitz ist auch unter dem Namen Distelfink bekannt. Kopfüber oder mit waghalsigen akrobatischen Einlagen versuchen die Vögel an die nahrhaften Samen ihrer Lieblings-Futterpflanze zu gelangen. Dabei sehen sie häufig unfreiwillig komisch aus. Die gelb-schwarzen Flügelfedern und die rote Gesichtsmaske verstärken den Eindruck eines Zirkusauftritts. Stieglitze gehören zur Vogelfamilie der Finken. Sie fressen vor allem halbreife oder reife Samen verschiedener Stauden, Gräser und Bäume. In kleinen geselligen Trupps machen sich die Stieglitze auf die Suche nach Fressbarem. Neben heimischen Wildpflanzen stehen auch typische Gartenpflanzen auf dem Speiseplan. Die Samen von Sonnenblumen, Berg-Flockenblume, Kornblume, Karde oder Sonnenhut locken die Vögel in den Garten.


Die Wildvögel profitieren davon, wenn sich wenigstens in einigen Gartenbereichen wilde Ecken entwickeln können. Möchte man sie im eigenen Garten als Gast begrüßen, sollte man darauf verzichten, die Stängel und Samenstände von Stauden und Wildpflanzen abzuschneiden. Nachdem der Stieglitz die Samenstände gefressen hat, bieten diese zahlreichen Insekten ein sicheres Winterquartier. Ein Rückschnitt im zeitigen Frühjahr ist möglich, ohne dass dies die Pflanze beeinträchtigt.


Etwa 150 Pflanzen stehen auf dem Speiseplan des diesjährigen Gartentiers. Viele davon sind gut an Trockenheit und Hitze angepasst. Disteln, Kade, Skabiosen oder Witwenblume könnten zukünftig eine wichtige Rolle bei der naturnahen und klimaangepassten Gestaltung von Gärten spielen. Davon profitieren Stieglitze und viele andere Arten im Garten.


Schätzungen gehen von bis zu 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Damit zählt der Stieglitz noch zu den häufigen Brutvögeln. Allerdings beobachten Wissenschaftler:innen auch für diese Art einen Abwärtstrend. Der Bestand hat sich in Deutschland seit 1990 halbiert. „Jede:r kann selbst etwas für das Gartentier des Jahres tun“, erklärt Nora Künkler, Biologin bei der Heinz Sielmann Stiftung. „Rund 45 Prozent der heimischen Brutvogelarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten.“ Jeder zweite Haushalt besitze einen Garten, insgesamt gebe es 20 Millionen Deutschland. „Gärten haben eine wichtige Funktion als Ersatzlebensräume und Trittsteine für Tier- und Pflanzenarten.“ Mit einer naturnahen Gestaltung könnten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten, so Künkler.